ANPAARUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR DIE GRAUVIEHRASSE NACH DER OCS-METHODE

Die Nationale Vereinigung der Züchter der Grauviehrasse (ANAGA) teilt mit, dass den Züchtern und Züchterinnen begleitend zur Routine Zuchtwertschätzung ein neues Dienstleistungsangebot zur Verfügung steht. Im Rahmen des Dual-Breeding-Projekts wurde in Zusammenarbeit mit dem Department DAFNAE der Universität von Padua ein neuer Anpaarungsplaner aufbauend auf dem Prinzip der Optimum-Contribution- Selection-Methode (OCS) – zu Deutsch: Selektion nach optimierten Genbeiträgen – ausgearbeitet.

Die Herdebuchmitglieder erhalten für jedes einzelne Tier ihrer Herde, zusätzlich zur „Anpaarungsliste mit Inzuchtwerten für Auswahl- und Teststiere“ (Inzuchtplaner), neue optimierte Anpaarungsempfehlungen, welche den genetischen Fortschritt maximieren und die Inzucht minimieren.

Was ist neu? Im optimiertem Anpaarungsplan werden für alle weiblichen Tiere die 5 besten Anpaarungsempfehlungen ausgewiesen, d.h. es werden jene Auswahlstiere aus dem aktuellen KB- Programm aufgelistet, die beim anfallenden Kalb die beste Kombination aus Gesamtzuchtwert (derzeit Gesamtzuchtwert für Zweinutzung Milch und Fleisch, GZW) und gleichzeitig niedrigem Inzuchtkoeffizienten generieren. Im Gegensatz zum bestehenden Inzuchtplaner ist die Anpaarungsempfehlung auf 5 Stiere beschränkt, und zwar deshalb, weil die angewendete Berechnungsmethode für die Optimierung der Anpaarungen nicht gleichzeitig für alle im KB-Programm angebotenen Stiere eine Reihung vorsehen kann. Jeder Züchter kann aber aus dem betriebseigenen Inzuchtplaner für alle Stiere aus dem aktuellen KB-Programm (Auswahl- und Teststiere) die jeweiligen Inzuchtkoeffizienten (F) entnehmen.
Für die aktuelle Edition des Anpaarungsplaners wurden 13.796 lebende, weibliche Grauviehtiere (Jungrinder ab dem Alter von 12 Monaten) in die Optimierung miteinbezogen sowie alle aus dem aktuellem KB-Besamungsprogramm zur Verfügung stehenden Auswahlstiere.

HINWEISE ZUR ANWENDUNG DES ANPAARUNGSPLANERS:
In der Tabelle „Anpaarungsempfehlung für Auswahlstiere nach OCS-Methode“ findet der Züchter für jedes aufgelistete Tier nebst Herdebuchnummer, Name, Abstammung, Geburtsdatum und Zuchtwerte die 5 besten Anpaarungs-Kombinationen und zwar in abnehmender Optimierungssequenz. Das heißt, dass der erste Stier derjenige ist, der das bestmögliche Ergebnis – maximaler Zuchtfortschritt bei minimalem Inzuchtwert – liefert. Die weiteren vier Stiere generieren einen niedrigeren Gesamtzuchtwert und/oder einen höheren Inzuchtkoeffizienten.

Für jede der 5 Kombinationen werden zudem für das Kalb, das aus der Anpaarung hervorgeht, der Gesamtzuchtwert für Zweinutzung (GZW) und der Inzuchtkoeffizient (F) ausgewiesen. Klarerweise können jene Stiere aus dem aktuellen KB-Programm, die nicht unter den ersten fünf Kombinationen aufgelistet sind, immer noch von den Züchtern verwendet werden. Sie stellen aber keine optimale Lösung im Sinne des Zuchtfortschritts nach GZW bei minimalem Anstieg der Inzucht dar.
Grundsätzlich ist zu beachten, dass das Programm zur Berechnung der OCS-Anpaarungen folgende Auswirkungen hat:

    • es maximiert im Laufe der Zeit den genetischen Fortschritt einer Gruppe von Tieren, indem die Verwandtschaftsbeziehungen der aktuellen Generation unter Kontrolle gehalten werden;
    • es optimiert den genetischen Beitrag (Anzahl der Paarungen) jedes Auswahlstieres unter Berücksichtigung sowohl der genetischen Verbesserung als auch der Verwandtschaft;
    • es optimiert die Verwendung aller zur Verfügung stehenden Auswahlstiere, die für die laufende KB-Kampagne zur Auswahl stehen;
    • es minimiert das Ansteigen der Inzucht in der Rasse im Laufe der Zeit.

Angesichts der erheblichen Vorteile, die diese OCS-Methode der Rasse bringen kann, ist es für Züchter äußerst ratsam, die empfohlenen Anpaarungen sorgfältig zu befolgen.

WISSENSCHAFTLICHER BEITRAG:
Die genetische Verbesserung ist de facto ein Gegenspieler der genetischen Variabilität und kann daher ein Hindernis für die Erhaltung einer lokalen Rinderrasse wie dem Grauvieh sein. Tatsächlich führt die genetische Verbesserung zu einem Anstieg der genetischen Werte für Leistungsmerkmale, sie erhöht jedoch gleichzeitig den Inzuchtgrad der Rasse, da die besten Individuen typischerweise irgendwo im Pedigree miteinander verwandt sind.
Inzucht (das Maß für die Inzucht wird durch das Symbol „F“ gekennzeichnet, oder Inzuchtkoeffizient) ist das Ergebnis einer Paarung zwischen verwandten Individuen und erhöht die Homozygotie, was zu Inzuchtdepression führen kann, d.h. zu möglichen Einbußen in Leistung (z.B. Zuwachs, Milch), Fruchtbarkeit, Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit. Andererseits zielt eine auf die Erhaltung der genetischen Diversität ausgerichtete Genetik einzig darauf ab, die Inzucht zu minimieren, ohne den genetischen Fortschritt in irgendeiner Weise zu begünstigen. Daher ist es besonders in kleinen Populationen wichtig, Paarungen zwischen Stieren und Kühen so durchzuführen, dass der genetische Fortschritt maximiert und die Inzucht minimiert wird. Dieser Ansatz wird als Optimal-Contribution-Selection (OCS) bezeichnet – zu Deutsch: Selektion nach optimierten Genbeiträgen – und besteht darin, den genetischen Fortschritt zu optimieren und den jährlichen Inzuchtanstieg durch Minimierung der Verwandtschaft in den aktuellen Anpaarungen zu reduzieren.

ANWENDUNGEN DER OCS-METHODE IN DER GRAUVIEHRASSE – ZUSAMMENFASSUNG:
Die Nutzung der OCS-Strategien oder optimierte Anpaarungen erfolgt beim Grauvieh durch die Software EVA (Aarhus UniversitetNordGen Farm Animals center, Ås, Norvegen). Diese Software produziert wie bereits erwähnt eine Reihe von Anpaarungsvorschlägen mit dem Ziel die zuchtwertmäßig besten Tiere unter Berücksichtigung ihrer Verwandtschaftsbeziehungen miteinander zu kombinieren.
Für die Berechnung dieser Edition wurden die Auswahlstiere der aktuellen KB-Kampagne und insgesamt 13.796 weibliche Tiere im Alter von über 12 Monaten miteinbezogen. Als Ausgangsdaten dienten zum einen der aktuelle Gesamtzuchtwert (GZW Zweinutzung) eines jeden Tieres und zum andern sein Inzuchtkoeffizient, der über die Software EVA anhand der anagraphischen Herdebuchdaten berechnet worden ist.

In der Annahme, dass die Verteilung des Samens homogen und gleichmäßig erfolgt, wurde allen Stieren die Möglichkeit gegeben, sich mit einer gleichen Anzahl von weiblichen Tieren zu paaren (Anpaarungspotential ca. 1.060 Tiere).
Ausgehend von den anagraphischen Daten wird anhand der Software EVA der Inzuchtwert eines jeden einzelnen Tieres berechnet. In der Folge berechnet das Programm unter Berücksichtigung des Zuchtwertes (GZW) eines jeden Tieres, der Anzahl der für jeden Stier vordefinierten Anpaarungen und der
Verwandtschaftsbeziehungen, die besten Anpaarungen.
Für jedes weibliche Tier werden die 5 besten Anpaarungs-Kombinationen ausgewiesen und zwar in abnehmender Optimierungssequenz für GZW und Inzucht.
Mit diesem neuen Dienstleistungsangebot bietet der Zuchtverband den Grauviehzüchtern ein verbessertes Werkzeug mit dem Ziel Leistungsfähigkeit und genetische Vielfalt der Grauviehrasse langfristig zu erhalten. Das neue Dienstleistungsangebot wurde im Rahmen des Dual-Breeding-Projekts in Zusammenarbeit mit dem Department DAFNAE der Universität Padua entwickelt und wird mit Fördermitteln aus dem nationalen Ländlichen Entwicklungsplan PSRN – Untermaßnahme 10.2 unterstützt.

Nationale Vereinigung der Züchter der Grauviehrasse
L.-Galvani-Strasse 38 – 39100 BOZEN
www.grauviehrasse.it